Preis der Kurt Eisner Kulturstiftung 2023 für Silke Wagner
Das Kuratorium verleiht Silke Wagner (*1968, Frankfurt) den Preis der Kurt Eisner Kulturstiftung für ihre kontinuierlich künstlerische Praxis.
Silke Wagner initiiert seit mehr als zwanzig Jahren mit ihrer Kunst immer wieder intensive gesellschaftspolitische Kommunikationsprozesse. Sie schafft gezielt neue Verbindungen zwischen Kunst und gesellschaftlicher Realität, sorgt für Interaktionen und breite Diskussionen über politisch brisante Themen oder marginalisierte Gruppen. Dabei arbeitet sie gerne ortsbezogen, und kooperiert mit Projekten oder lokalen Organisationen wie dem Netzwerk "kein mensch ist illegal", der Aktion "Fluchtwagen", dem Verein "Dona Carmen für die sozialen und politischen Rechte von Prostituierten" in Frankfurt oder dem "Umweltzentrum Archiv Verein" in Münster.
Mit ihrer Aktion "bürgersteig" in verschieden deutschen Städten setzte Silke Wagner bereits zwischen 2001 und 2005 neue Standards der zeitgenössischen politischen Kunst. Sie stellte antirassistischen Gruppen einen Kleinbus mit der Aufschrift „Lufthansa Deportation Class“ zur Verfügung und löste dadurch eine öffentliche Debatte über die Bereitstellung von Lufthansa-Flugzeugen zu Abschiebezwecken aus.
Seither sprengt Silke Wagner immer wieder die Grenzen zwischen Kunst und Politik, sie eröffnet neue Aktionsräume. Ob nun 2002 mit dem Projekt „Schutzehe“, 2007 mit der Riesenskulptur des Anarchisten Paul Wulf als Beitrag zu „Münsters Geschichte von unten“, oder zuletzt 2021 mit Protestzeitungs-Plakaten zu ihrem großen Wandmosaik „Glückauf. Bergarbeiterproteste im Ruhrgebiet“ in Essen.
In München leuchtet seit 2009 ihr Neonkunstwerk „8. November 1939“ für den Widerstandskämpfer Georg Elser täglich nur eine Minute lang hell auf, und entzieht sich konsequent der Tradition von Heldendenkmälern.
Silke Wagners künstlerische Arbeit entspricht exakt den Zielen der Kurt Eisner Kulturstiftung, die als lebendiges Denkmal an Kurt Eisner erinnert und Kunst fördert, die politisch Position bezieht, gesellschaftspolitische Bezüge sichtbar macht und kritisch reflektiert. Gemäß dem berühmten Zitat: "Kunst kann nur gedeihen in vollkommener Freiheit … Der Künstler muss als Künstler Anarchist sein ..." (Kurt Eisner in der Rede vor dem provisorischen Nationalrat am 3.1.1919).