Kurt Eisner, Schriftsteller, Pazifist und Verfechter eines freiheitlichen Sozialismus, wurde 1867 als Sohn eines jüdischen Kaufmanns in Berlin geboren. Als erster Ministerpräsident Bayerns berief er politisch engagierte Künstler wie Ernst Toller und Erich Mühsam in die Regierung.
Als bisher einziger bayerischer Ministerpräsident hielt er im Parlament eine Rede zur Kunst und versuchte den Gegensatz zwischen Politik und Kunst zu überbrücken. In seiner Person vereinte er beides und bemerkte:
"Ich bin mir darüber nicht im mindesten im Zweifel, ein deutscher Staatsmann, der im Verdacht steht, ein Gedicht machen zu können, ist hinreichend verdächtig, von Politik keine Ahnung zu haben. Aber das ist ein deutsches Reservatrecht, das daraus entstand, daß, ich glaube, seit den Zeiten des seligen Humboldt überhaupt in Deutschland keine Künstlernatur jemals in der Regierung gewesen ist, . . . "
Und er hatte einiges zum Verhältnis des Staates zur Kunst zu sagen, was auch heutige Kulturpolitiker mit Gewinn lesen könnten:
"Die Kunst kann nur gedeihen in vollkommener Freiheit. ( ... ) Der Künstler muß als Künstler Anarchist sein. . ."
"Er sollte zum Beispiel nicht die Notwendigkeit haben, sich ewig zu wiederholen, nur um auf den Markt Ware zu werfen."
"Was wir tun können, ist, die Kunst zu fördern dadurch, daß der Staat Freiheit läßt, und ich sehe auch nicht ein, warum nicht etwa der Staat auch Künstlern auf den verschiedensten Gebieten genauso durch wirtschaftliche Unterstützung die Freiheit ihrer Betätigung gibt wie anderen."
"Wir haben ja bisher die höchst eigentümliche Erscheinung, daß z. B. ein Literaturhistoriker, der an der Universität sitzt, ein reicher und wohlgeehrter Mann wird, und seine ganze Tätigkeit beruht auf der Ausschlachtung verhungerter Künstler."
Er förderte den öffentlichen Dialog zwischen Künstlern und Politikern in gegenseitiger Achtung als Grundlage einer freiheitlichen und friedlichen Gesellschaftspolitik.
Die offene und optimistische Aufbruchstimmung sowie die Bereitschaft zur politischen Aktion und Verantwortung zeigte sich im sogenannten "Rat geistiger Arbeiter", dem unter anderen auch Paul Klee, Rainer Maria Rilke, Oskar Maria Graf, Heinrich Mann und Hans Richter angehörten.
Kurt Eisner wurde am 21. Februar 1919 nach 105 Regierungstagen von dem nationalistischen und antisemitischen Verbindungsstudenten Graf Arco-Valley in München auf offener Straße erschossen. Die Revolution wurde durch Mord und Terror der sogenannten weißen Truppen zerschlagen, der Aufbruch in Blut ertränkt.
Dies alles ist Grund genug, sich zu erinnern und diese Erinnerung zu nutzen für Gegenwart und Zukunft, auch das Verhältnis von Kunst und Politik betreffend.
Wolfram Kastner
Vorsitzender des Kuratoriums