Kurt Eisner
Kulturstiftung
↓ Menu

Preisträger 2008:

SZ vom 07.11.2008

Eisner-Förderpreis

Raeteradio, Landminen

In der Veranstaltungsreihe "90 Jahre Räterevolution München" erhält heute, Freitag, Marold Langer-Philippsen (43) für sein Projekt Raeteradio.de gemeinsam mit Shirin Homann-Saadat (Landminenprojekt "Ist die Sicherheitsfrage ausstellbar?") den Förderpreis 2008 der Kurt-Eisner-Kulturstiftung (19 Uhr, Kunstraum Muenchen, Holzstraße 10 Rgb.). Das Projekt raeteradio zieht von 8 Uhr an (Westend, genaue Infos: www.raeteradio.de) als Happening über Stachus/Mathäser zum Bayerischen Hof. Im Internet (siehe oben) ist es zu empfangen und wird auch von mehreren deutschen Bürgerradios übertragen. Um 19 Uhr spricht Daniel Herrmann im Kunstraum Muenchen über den Vorabend der Münchner Räterepublik, "Ein Lenin für Bad Tölz". Außerdem referiert um 19 Uhr im Kulturladen Westend, Ligsalzstr. 44, Klaus Weber zum Thema "Der Freiheit ein Zufluchtsort, Kurt Eisner und die Revolution". Fundstücke zur Revolution von 1918 liest Robert Hültner im Valentin-Karlstadt-Musäum. Er trägt dabei Texte von Karl Valentin, Liesl Karlstadt und anderen sowie eigene Beiträge vor: Isartor, Tal 50, 19 Uhr. go


SZ vom 08.11.2008

Revolution weiterdenken

Kunstaktionen in memoriam Kurt Eisner

Wofür steht die Räterevolution heute? Diese Frage stellt die 1988 gegründete Kurt Eisner Kulturstiftung, indem sie alle zwei bis vier Jahre ihren mit 8000 Euro dotierten Kunstförderpreis vergibt - an Künstler, die "im Sinne der Freiheitsideale Kurt Eisners" Stellung nehmen. In diesem Jahr wurde er an Shirin Homann-Saadat und Marold Langer-Philippsen aus Berlin verliehen. Die Dokumentation der ausgezeichneten Projekte "Ist die Sicherheitsfrage ausstellbar?" und "Raeteradio" ist heute und morgen im Kunstraum München zu sehen (Holzstr. 10; zwölf bis 19 Uhr).

Bereits gestern war Marold Langer-Philippsen in München mit seinem mobilen "Raeteradio" unterwegs, einem Kleinbus, mit dem er unter anderem den Weg des Revolutionsmarsches vom Stachus zum Bayerischen Hof zurücklegte. Dabei wurden historische Dokumente verlesen, Gespräche über die Räterevolution geführt und via Lautsprecher und Internet-Stream (www.raeteradio.de) übertragen. Eine Aufzeichnung kann man sich im Kunstraum anhören. Oder mit Langer-Philippsen selbst reden, der an beiden Tagen anwesend sein wird und sein Projekt als Anregung zur Diskussion versteht. Etwa darüber, "wie eine Räterepublik heute aussehen könnte". Zur Revolution aufrufen will er jedenfalls nicht. Das sieht die Polizei übrigens genauso, die seine Aktion als politisch unbedenklichen "Gedenkmarsch" einstufte.

Bei Shirin Homann-Saadat ging es in Berlin nur noch um "absurde Sicherheitsfragen", zumindest als sie eine Kiste mit vergoldeten Minen- und Streubombenhülsen im Paul-Lobe-Haus des Deutschen Bundestags präsentierte, wie sie auch im München zu sehen sein werden. Die wirtschaftspolitischen Fragen wurden davon völlig überschattet, etwa: Wer profitiert vom Verkauf von Streubomben und Minen? Um gegen Waffenhandel und absurdes Sicherheitsdenken zu demonstrieren, hat die Künstlerin am Freitag im Sicherheitskonferenz-Zimmer des Bayerischen Hofs zusammen mit einem buddhistischen Mönch für den Frieden meditiert. Außerdem hat sie in der Kardinal Faulhaber Straße, wo Eisner am 21. Februar 1919 ermordet wurde, auf Postkarten Unterschriften gesammelt, um sie zu verschicken - an den Bundestag.

JÜRGEN MOISES





oben